Herausragende Mittelständler im Luxusgüterumfeld

Erkenntnisse aus Gesprächen mit einigen der faszinierendsten Manufakturen der Welt   Während der letzten zwölf Monate hatte CONCINNO Kontakt zu über 130 der spannendsten Eigentümern von kleineren Luxusgütermanufakturen, -vorlieferanten und Grundstoffherstellern in der DACH-Region. Unser Ziel war es, die größten Herausforderungen dieser besonderen Gruppe an Unternehmern besser zu verstehen und mit ihnen zu diskutieren, welche Impulse und Instrumente sie benötigen, um diese zu meistern und ihre Unternehmen erfolgreich in die Zukunft zu führen. Mehr als 40 Unternehmer haben dies zum Anlass genommen, mit uns in einen regelmäßigen Dialog über ihre kritischsten strategischen aber auch oft sehr aktuellen und operativen Fragen einzusteigen. In den nächsten Wochen und Monaten wollen wir Ihnen die wesentlichen Inhalte dieser Gespräche zusammenfassen und mit Ihnen die wichtigsten Erkenntnisse und auch oft innovativen Lösungsansätze einzelner Unternehmer teilen. Folgende Themen werden hierbei die Schwerpunkte bilden: Weshalb kleinere, eigenständige Manufakturen nach völlig anderen Regeln spielen als Unternehmen großer Luxusgüterkonglomerate Die Herausforderungen, eigene kritische Wettbewerbsvorteile im Markt zu verstehen und das Unternehmen darauf zu fokussieren Warum schlüssige Strategien oft fehlen und die Definition und Priorisierung kritischer Ziele so wichtig für den Erfolg ist Der Kampf um Bekanntheit und Zugänge zu kritischen Kundengruppen – viele Wege führen zum Ziel Finden und (kreativer) Angang der besten Vertriebskanäle – oder weshalb der Einzelhandel auch in Zukunft für die Meisten ein Schlüssel zum Erfolg sein wird Die attraktiven Nutzungsmöglichkeiten des Internets für kleinere Anbieter – und warum trotzdem nur die Wenigsten die Vielfalt der Chancen nutzen Weshalb Interessensverbände, Kooperationen und Marketingclubs kein Allheilmittel für die Erschließung neuer Kunden sind Die hohen Hürden der Expansion ins Ausland – und wie sie erfolgreich angegangen werden können Warum zu hohe Vertriebs- und Verwaltungskosten vielen Manufakturen zunehmend die Luft zum Atmen nehmen Die Facharbeiterlücke – weshalb das Finden und Halten kritischer handwerklicher Arbeitskräfte sich immer schwieriger gestaltet und oft nicht genug forciert wird Stimmt mein Geschäftsmodell? Wie kleine Weiterentwicklungen oft große Auswirkungen auf Profitabilität und Diversifizierung von Risiken haben können Wachstumskapital und Unternehmerrisiken – diese Fallen sollten Sie vermeiden Wie viele kleinere Unternehmen sich (nicht) auf einen Generationenwechsel oder späteren Verkauf vorbereiten und warum dies zu oft Lebenswerke vernichtet Warum so viele spannende Manufakturen – trotz wachsender Märkte

Mehr als Halt und Zierde – Unternehmergespräch mit Friedrich Conzen

Erst im fünfzehnten Jahrhundert entwickelten sich Bilderrahmen zu eigenständigen Objekten, die Kunstwerken noch mehr Aufmerksamkeit und Glanz verschaffen sollten. Zu seiner ursprünglich funktionalen Bestimmung gesellte sich nun auch eine ästhetische Komponente. Bereits seit 160 Jahren steht das Unternehmen CONZEN Synonym für exklusive, erlesene und vorwiegend von Hand gefertigte Bilderrahmen. Wir trafen den Firmenchef zu einem Gespräch über die veränderte Nachfrage, die Bedeutung des Onlinehandels und den Wert der Handarbeit. In Zeiten der digitalen Ungeduld, in der „sofort“ der einzig akzeptierte Zeitrahmen ist, plädiert Conzen für Entschleunigung. Bereits 2007 prägte Peter Glaser den Begriff „Sofortness“ und definierte damit die Erwartungshaltung, sofort bedient zu werden. Wer allerdings einen maßgefertigten Rahmen für sein Kunstwerk benötigt, muss schon einmal mehrere Wochen darauf warten. Je nach Komplexität und Kundenanforderung. Dennoch hat sich das Nachfrageverhalten in den vergangenen Jahren verändert. Die Bereitschaft, auf einen Wunschartikel länger zu warten, habe deutlich nachgelassen. Wer sich aber einmal in der Rahmenmanufaktur umschaut, versteht schnell, dass hochwertige Handarbeit sowohl personal- als auch zeitintensiv und schwer mit „sofort“ zu vereinbaren ist. „Allein der Rahmen, den ein Bild erhält, auch wenn es ein berühmter Pinsel malt, macht, dass es seltsam und bezaubernd strahlt, aus endloser Natur herausgestellt.“ Charles Baudelaire – Dichter 1821 – 1867 Conzen sieht aber auch große Chancen in der aktuellen Entwicklung. Seit einiger Zeit betreibt das Unternehmen unter www.bilderrahmenwerk.de einen Onlinehandel für maßgefertigte Rahmen, Digitaldruck und Einrahmung. Entwickelt und vorangetrieben wird dieses Geschäftsfeld vom Co-Geschäftsführer und IT-Experten Dr. Frank Warda. Für den sogenannten „Online-Framer“ wurde das Unternehmen 2017 mit dem 2. Platz beim Innovationspreis des deutschen Einzelhandels ausgezeichnet. Mit diesem erweiterten Angebot ist es nun auch möglich, völlig neue Kunden zu gewinnen und Wachstum auch im digitalen Umfeld zu erzielen. Gleich, ob exklusive Einzelanfertigung oder auf Maß gebauter Konfektionsrahmen, die Handarbeit ist durch keine Maschine zu ersetzen. Das feine Gespür, das für die Blattvergoldung benötigt wird oder die künstlerischen Fähigkeiten bei Restaurierungen oder Rekonstruktionen zeichnen die Qualität von Bilderahmen aus dem Haus CONZEN aus.

Der Einfluss der Sharing-Economy auf die Luxusbranche

Institutionen wie PwC, Bain, die BCG und andere beobachten seit einiger Zeit einen Wandel in der Nachfrage nach Luxusgütern vom besitzorientierten hin zum erlebnisorientierten Konsum. Das „Erleben“ wird dem „Besitzen“ immer häufiger vorgezogen, oder „Sein“ wird wichtiger als „Haben“. Von diesem Wandel profitieren aktuell besonders stark Anbieter von Luxus- und Erlebnisreisen aber auch die Spitzengastronomie. Gerade die jüngere luxusaffine Zielgruppe (Millennials) ist immer weniger bereit, sogenannte „big tickets“ zu lösen oder anders gesagt viel Geld für nur einen Artikel auszugeben. Begriffe wie „ausleihen“ und „mieten“ (Besitz auf Zeit) aber auch „tauschen“ gewinnen an Bedeutung. Das Begehren Teil der Luxus-gesellschaft zu sein, bleibt aber ein wichtiger Motivator. Eben nur unter geänderten Bedingungen. Vor diesem Hintergrund werden künftig die Anbieter besonders profitieren, die aus Konsumentensicht die Brücke vom Produkt zum Erlebnis am besten schlagen können. Einige Start-ups haben das Potenzial der Sharing Economy im Luxusmarkensegment bereits erkannt. Online-Plattformen wie „Eleven James“, „Rent the Runway“ oder „Bag, borrow or steal“ bieten in erster Linie Artikel an, die sich durch einen hohen Einzelpreis bei gleichzeitig geringer Nutzungshäufigkeit auszeichnen. Dies betrifft insbesondere Designermode und Handtaschen aber auch Armbanduhren. Künftig werden derartige Geschäftsmodelle aber auch für langlebige Gebrauchsgüter wie Immobilien, Yachten und Autos wichtiger werden. Denn, immer weniger Luxuskunden möchten sich derartige Klötze ans Bein binden und genießen lieber die Flexibilität, häufiger etwas Neues ausprobieren zu können. Große Hersteller von Luxusgütern beschäftigen sich intensiv mit Themen wie Digitalisierung, Ansprache jüngerer Zielgruppen im digitalen Zeitalter und ihrem Wachstum über eine vertikale Integration vor und nachgelagerter Wertschöpfungsstufen. Aber haben sie sich auch auf das veränderte Konsumverhalten eingestellt? Ich denke, noch nicht genug. Obwohl doch gerade im Bereich der „sharing-goods“ ein großes Potenzial für zusätzliche Geschäfts-möglichkeiten und eine nachhaltige Kundenbindung liegt. Künftig werden also besonders die Luxusgüterhersteller profitieren, die ihrem Produkt ein entsprechendes Dienstleistungsangebot zur Seite stellen und dem Kunden die Wahl lassen, ob sie einen Artikel lieber kaufen oder leihen wollen.   Wolfgang Stelling ist Head of Strategic Business Development Luxury Goods bei Concinno, einem Verbund, der inhabergeführten Manufakturen und Herstellern mit besonderen Erzeugnissen und Fähigkeiten neue Zukunftsperspektiven öffnet. Zuvor leitete er viele Jahre eine Strategie- und Marketingberatung für Luxusgüter-unternehmen. Er wurde außerdem zum Vice-President Marketing der sächsischen

(Über)-Leben in der Nische – Survival in the niche

Auch für Hersteller exklusiver Vorprodukte der Luxusgüterindustrie ändern sich die Marktbedingungen seit einigen Jahren dramatisch. Nicht nur der immer härtere Kampf um hochwertige Rohstoffe und steigende Komplexität globaler Logistikketten machen diesen Unternehmen zu schaffen, auch die zunehmende vertikale Integration bei den großen Luxusgüterkonzernen wie LVMH und Kering hinterlassen ihre Spuren. Wie das „Über“-Leben in der Nische auch bei kleineren Unternehmen dennoch gelingen kann, verriet uns Walter Kreis. Ein wahres Urgestein der internationalen Lederbranche. Als Geschäftsführer der letzten deutschen Gerberei für exotische Leder erlebt er die Veränderungen hautnah. For manufacturers of exclusive precursors of the luxury goods industry, market conditions have changed dramatically in recent years. Not only the increasingly fierce battle for high-quality raw materials and increasing complexity of global logistics chains are causing problems for these companies, but also the increasing vertical integration in the large luxury goods companies such as LVMH and Kering are leaving their mark. How the survival in the niche can succeed even in smaller companies, told us Walter Kreis. He is a true veteran of the international leather industry. As managing director of the last German tannery for exotic leather, he experiences the changes up close. Zu seinen Kunden gehören neben fast allen namhaften Maßschuhmachern und Armbandherstellern auch große Modelabels und Luxusmarken. Seit dem aber Großabnehmer verstärkt in eigene Gerbereien – ja sogar in Alligatorfarmen – in Übersee  investieren, sinkt deren Nachfrage rapide. Dennoch können auch diese Unternehmen nicht gänzlich auf die Lederhäute von Kreis verzichten. Er macht möglich, was die mittlerweile fest in Konzernstrukturen integrierten Gerbereien nicht mehr leisten können. In addition to almost all well-known tailor-made shoemakers, his clients include major fashion houses and luxury brands. However, since the bulk buyers increasingly invest in their own tanneries - even in own alligator farms - their demand is falling rapidly. Nevertheless, even these companies cannot completely do without the leather skins of Kreis. He makes possible what the tanneries, which meanwhile are firmly integrated in corporate structures, can no longer offer. Die Maxime für ihn lautet deshalb: „hohe Flexibilität“. Die Fähigkeit Kleinstmengen in fast jeder erdenklichen Farbe innerhalb kürzester Fristen liefern zu können, ist ein unschlagbarer Wettbewerbsvorteil. Seine Fertigung hat er genau auf

Unternehmergespräch mit Massschuhmacher Matthias Vickermann

Jung, dynamisch, groß gewachsen, gut aussehend und gekleidet im Maßanzug. So kommt er daher, als wir ihn zu einem Gespräch in seinen Räumlichkeiten in Baden-Baden treffen. Matthias Vickermann entspricht so gar nicht dem Bild, das einem landläufig bei einem Schuhmacher in den Sinn kommt. Er verkörpert die neue Generation eines traditionellen Handwerks. Vorbei die Zeiten, in denen Massschuhe eher prothetischen Charakter hatten. Eleganz, Hochwertigkeit und feinste Materialien sind die verbindenden Elemente aller Produkte, die die Werkstatt der beiden Protagonisten Matthias Vickermann und Martin Stoya verlassen. Herr Vickermann, was zeichnet Ihre Schuhe aus? Erstens, dass man sie nicht erkennt. Bei uns gibt es kein Logo oder roten Streifen auf der Sohle. Es gibt nichts, an dem Sie einen Schuh von uns erkennen könnten. Wir setzen auf Understatement. Zweitens. Reinste Orthopädie in Kombination mit traditionellem Schuhhandwerk. Sie bekommen bei uns einen top-modernen knallroten Krokoschuh aber gleichzeitig die orthopädische Versorgung, die der Fuß braucht. Drittens. Individualität. Jeder Schuh ist ein Unikat. Und Viertens die Langlebigkeit. Bei richtiger Pflege und regelmäßigen Reparaturen halten unsere Schuhe durchaus zwanzig oder fünfundzwanzig Jahre. Und wie entsteht so ein Maßschuh bei Ihnen? Nachdem wir die Füße des Kunden vermessen haben wird ein Abbild des Fußes aus Holz von Hand gefertigt, der sogenannte Leisten. Mit diesem Leisten als Grundlage fertigen wir dann einen schlichten schwarzen Probeschuh mit einem weichen Innenfutter. Nach etwa sechs Wochen erhält der Kunde zusammen mit diesem Schuhpaar eine detaillierte Gebrauchsanleitung. Nachdem er ihn dann zwei Wochen getragen und uns zurückgeschickt hat, schneiden wir die Schuhe auf und begutachten das „Laufbild“. Erst dann fangen wir mit dem endgültigen Maßschuh an. Natürlich kann es vorkommen, dass ein Kunde mit dem Probeschuh einmal nicht zurecht kommt. Dann wiederholen wir diese Prozedur eben. Bleiben Sie während dieser Zeit mit dem Kunden im Kontakt? Selbstverständlich müssen wir erfahren, ob er mit dem Probeschuh zurecht kommt oder wo der berühmte Schuh „drückt“. Das machen wir sowohl telefonisch als auch per E-Mail. Manchmal senden uns Kunden auch Bilder, um zu zeigen, wo etwas verändert werden sollte. Für uns ist die Kundennähe ganz besonders wichtig. Mein Partner Herr Stoya und ich kennen jeden Kunden. Und das soll auch so bleiben. Wie lange dauert

Luxusgütermarketing 4.0

In diesem Jahr werden zum ersten Mal VR-Headsets (virtuelle Realität) nicht nur im Besitz einer ausgewählten Gruppe von Entwicklern sein – sondern wahrscheinlich auch von Tausenden, vielleicht Millionen Nutzern auf der ganzen Welt.

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